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Jeder Lautsprecher klingt anders, der eine spielt lauter, der nächste tiefer, ein anderer besser. Was aber sagen uns die technischen Daten die wir zu Lautsprechern bekommen, und was kann und sollte man selbst heraushören? Lies hier über alle Mythen, Fakten und Irrtümer, die zu Lautsprecherdaten existieren

Warum sind Deine Hochtöner bei der letzten Party durchgebrannt, obwohl Deine Lautsprecher "200 Watt" haben? Warum kosten manche Lautsprecher so viel wie ein Kleinwagen, während andere mit vergleichbaren Werten für ein Zehntel des Preises zu haben sind? Warum in aller Welt kaufst Du einen kräftigen Verstärker für ein Paar kleiner Lautsprecher?

Es gibt viele Mythen, Missverständnisse und Fallstricke, wenn es um Klang und Lautsprecher geht. Wir können gut verstehen, dass Du Dich manchmal ein wenig verloren fühlst, wenn Dezibel, Watt, Schalldruckpegel und weitere abstrakte Größen auf Dich einprasseln. Deshalb möchten wir Dich mit den wichtigsten Grundbegriffen vertraut machen. Wenn Du diese einmal verstanden hast, wird es Dir viel leichter fallen, den Zusammenhang zwischen technischen Daten und Klangqualität zu verstehen – und den perfekten Lautsprecher für Deinen Geschmack und Deine Anlage zu finden. 

Dezibel (dB) und die Wahrnehmung von Klang

Wenn es um Klang geht, kommt man um den Begriff Dezibel (dB) nicht herum. Dezibel ist eine Maßeinheit, die den Pegel von Schalldruck und Schallsignalen angibt. Ein Geräusch, das so schwach ist, dass es das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann, wird mit 0 dB definiert. Vergleicht man dies mit einem lauten Geräusch von 100 dB – zum Beispiel von einem Presslufthammer – so beträgt das Verhältnis etwa 2.000.000:1. Der Unterschied zwischen "lauten" und "leisen" Geräuschen ist so groß, dass es am einfachsten ist, eine Skala zu verwenden, die auf diesen Unterschied abgestimmt ist. Hier kommt die Dezibel-Skala ins Spiel.

"Lauter" erfordert mehr Leistung

Die Dezibel-Skala ist eine logarithmische Skala, die der Art und Weise entspricht, wie Dein Gehör Schall wahrnimmt. Zum Glück benötigst Du keinen Doktortitel oder einen weißen Kittel, um die Skala zu verstehen. Wenn Du Dir nur zwei Dinge merken kannst, bist Du schon auf einem guten Weg:

  • Das Niveau "lauter" Geräusche beginnt bei etwa 90 dB, was z. B. starkem Verkehr oder einem lauten Arbeitsplatz entspricht. Dies ist ein typischer Schallpegel, wenn es um Lautsprecher und Musik geht.
  • Eine Verdoppelung/Halbierung der Lautstärke entspricht ±3 dB. Eine Erhöhung um 3 dB erfordert mathematisch gesehen eine Verdoppelung der zugeführten Wattleistung. Obwohl dies technisch als Verdopplung der Lautstärke gemessen wird, empfindet Dein Gehör dies nur als kleine Veränderung.

Damit Dein Gehör wirklich eine Verdoppelung der Lautstärke wahrnimmt, wenn Du die Lautstärke aufdrehst, sind bis zu 10 dB Unterschied erforderlich und nicht 3 dB, was ein weit verbreiteter Irrtum ist. 10 dB Unterschied entsprechen einer Verzehnfachung der Leistung des Verstärkers, d. h. umso lauter Du bereits spielst, desto mehr Leistung benötigst Du, um noch lauter zu spielen.

Mit anderen Worten: Wenn Du bereits mit 50 Watt spielst - zum Beispiel auf einer Party - und Du hättest es gerne doppelt so laut, dann bräuchtest Du 500 Watt! Nur sehr wenige Lautsprecher und Verstärker können das bieten, und wenn Du ernsthafte HiFi-Qualität möchtest, wird die Ausrüstung RICHTIG teuer. Wenn Du dies dennoch auf einem normalen System versuchst, bist Du auf dem besten Weg, Deinen Verstärker oder Deine Lautsprecher durchzubrennen!

Je lauter Du bereits spielst, desto mehr Leistung brauchst Du, um noch lauter zu spielen!

Ein Maßstab, um ein Gefühl für Dezibelwerte zu bekommen, ist der Sound bei Konzerten. Wenn die Lautstärke 120 dB übersteigt – zum Beispiel, wenn Du den Kopf bei einem Rockkonzert in einen Lautsprecher hältst – tut es höllisch weh und Dein Gehör kann dauerhaft geschädigt werden. Bei 150 dB kannst Du Dich auf Taubheit einstellen, und bei 190 dB kann es passieren, dass Du für den Rest Deines Lebens tot bist. Schall kann Dir wehtun und Dich töten – wenn er laut genug ist!

Wattangaben – willkommen im Dschungel

Im Zusammenhang mit Lautsprechern beschreibt die Wattzahl die Leistung, die der Lautsprecher unter bestimmten Bedingungen aushalten kann, ohne kaputt zu gehen. Manchmal kann es nützlich sein, zu wissen, wie viel Leistung ein Lautsprecher aushält, aber in den meisten Fällen ist die Wattzahl nicht wirklich nützlich.

WATTANGABEN erklären kaum

  • wie laut ein Lautsprecher spielen kann (erfordert weitere Informationen)
  • ob der Lautsprecher die Ausgangsleistung des Verstärkers bewältigen kann
  • die Klangqualität
  • die Langlebigkeit (Haltbarkeit) des Lautsprechers
  • ob der Lautsprecher gut zu den anderen Komponenten des Systems passt
  • die tatsächliche Reaktion des Lautsprechers auf ein echtes Musiksignal

In der Praxis ist es sehr schwierig, die Wattzahl eines Lautsprechers für irgendetwas zu verwenden, da sie weitgehend davon abhängt, wo und wie die Leistung gemessen wird und mit welchem Signal. Aus diesem Grund geben wir bei HiFi Klubben diese Zahlen erst gar nicht an – sie verwirren mehr als dass sie helfen.

Tatsächlich ist es keineswegs immer so, dass ein Lautsprecher aufgrund von zu viel Verstärkerleistung durchbrennt. Viel häufiger kommt es zu übermäßigen Verzerrungen (Clipping) im Audiosignal. Übersteuerungen treten typischerweise auf, wenn der Verstärker zu klein für den Lautsprecher ist und Du ihn über seine Möglichkeiten hinaus belastest. Ein übersteuertes Signal ist pures Gift für Lautsprecher, da der verzerrte Ton eine große Menge an Energie im Höhenbereich enthält. Dadurch kann die Schwingspule im Hochtöner so heiß werden, dass sie beschädigt wird und für immer verstummt.

Hochtöner sind in der Regel das erste Opfer, wenn Du es mit der Lautstärke übertreibst, aber es ist darüberhinaus möglich auch die anderen Einheiten durchzubrennen. Im Allgemeinen ist es viel besser, einen größeren Verstärker mit überschüssiger Leistung zu haben als einen zu kleinen, der sich anstrengen muss, um mitzuhalten. Ein leistungsstarker Verstärker sorgt für einen unverzerrten Klang, und Du kannst Deine Lautsprecher bis zum Anschlag ausreizen, ohne sie zu beschädigen. Außerdem erhältst Du in der Regel auch bei niedrigen Lautstärken einen hörbar saubereren und dynamischeren Klang.

Ein zu kleiner Verstärker für Deine Lautsprecher ist die häufigste Ursache für durchgebrannte Einheiten. Ein leistungsstarker Verstärker hingegen verursacht nur sehr selten Probleme.

HINWEIS: Ein 20 Watt Verstärker kann einen 200 Watt Lautsprecher leicht durchbrennen lassen, wenn Du ihn zu stark aufdrehst. Drehe ihn sofort herunter, wenn der Ton verzerrt!

Ein zu kleiner Verstärker für Deine Lautsprecher ist die häufigste Ursache für durchgebrannte Einheiten. Ein leistungsstarker Verstärker hingegen verursacht nur sehr selten Probleme.

Wie wird die Wattzahl gemessen?

Das Signal des Verstärkers läuft durch den dünnen Kupferdraht in der Schwingspule des Lautsprechers. Die Wattleistung des Lautsprechers wird in erster Linie durch die Fähigkeit der Schwingspule bestimmt, die elektrische Leistung zu verarbeiten. Die Hersteller messen Lautsprecher in der Regel mit „Pink Noise“, einem Rauschsignal, das alle Töne des Frequenzspektrums von 20-20.000 Hz gleichzeitig enthält.

Der Verstärker wird auf die Leistung eingestellt, für die der Lautsprecher berechnet wurde. Wenn der Lautsprecher nach 100 Stunden mit konstantem rosa Rauschen unverändert funktioniert, kann er mindestens diese Leistung vertragen. Dann versucht man es noch einmal 100 Stunden lang mit höherer Leistung und fährt fort, bis der Lautsprecher aufgibt. Auf diese Weise wird die (konstante) Nennbelastung des Lautsprechers ermittelt.

Bei der "Musiklast" wird der Lautsprecher ebenfalls für 100 Stunden gemessen, aber hier werden Kühlpausen eingelegt: eine Minute Signal, zwei Minuten Pause, eine Minute Signal, zwei Minuten Pause usw. Diese eingebauten Kühlpausen machen es natürlich schwieriger, den Lautsprecher durchzubrennen, so dass die Musiklast in der Regel etwa fünfmal höher ist als die konstante Belastbarkeit.

Das Problem ist, dass keine dieser Messmethoden dem entspricht, was Du in der realen Welt in Form von Musik oder Filmton in den Lautsprecher schicken würdest. Daher ist es so gut wie unmöglich, Wattzahlen verläßlich zu verwenden, da es die Umstände sind, die bestimmen, was der Lautsprecher verarbeiten kann: Verzerrung, Übersteuerung, Zusammensetzung des Audiosignals, Frequenzbereich, Lautstärke usw.

Es gibt unzählige Faktoren, die bestimmen, was ein Lautsprecher aushalten kann. Für diese gibt es keine Norm, weshalb die Wattangaben auf den Lautsprechern in der Praxis bedeutungslos sind. Viel wichtiger ist es, dass Du die Lautsprecher unter den Bedingungen testest, unter denen sie eingesetzt werden sollen. Nur so kannst Du herausfinden, ob die Leistung des Verstärkers zu den Lautsprechern passt und ob sie zusammen gut klingen. Es gibt große Unterschiede ob Verstärker und Lautsprecher zueinander "passen", also geht es darum, genau hinzuhören und dabei so viele Fragen zu stellen wie möglich.

Bei vielen Lautsprechern wird vom Hersteller keine Wattzahl angegeben. Werte es als Zeichen dafür, dass der Hersteller selbst die Messung für irrelevant hält und sie deshalb weglässt

EMPFINDLICHKEIT - WIEVIEL WATT BRAUCHT DER LAUTSPRECHER?

Die Empfindlichkeit des Lautsprechers gibt an, wie viel Dezibel Schalldruck der Lautsprecher bei einer Leistung von einem Watt in einem Meter Entfernung erzeugt. Es gibt große Unterschiede, wie laut verschiedene Lautsprecher bei gleicher Verstärkereinstellung spielen. Einige Lautsprecher, wie z. B. Cerwin-Vega, sind sehr empfindlich, so dass nicht viel Leistung erforderlich ist, um sie laut spielen zu lassen.

Die Empfindlichkeit der meisten Lautsprecher für den allgemeinen Heimgebrauch liegt im Bereich von 84-92 dB. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass kleine Lautsprecher für Verstärker leicht anzutreiben sind. Es kann sogar das Gegenteil der Fall sein, da oft etwas Empfindlichkeit geopfert wird, um kleinen Lautsprechern eine bessere Basswiedergabe zu erlauben.

Wie bei allen anderen Spezifikationen solltest Du der Empfindlichkeit nicht zu viel Bedeutung beimessen, da eine hohe Empfindlichkeit an sich noch kein Zeichen für Qualität ist. Oft wird eine hohe Empfindlichkeit auf Kosten des Frequenzbereichs erreicht.

Es ist einfacher, einen empfindlichen Lautsprecher zu bauen, wenn eine tiefe Basswiedergabe nicht relevant ist. Werden jedoch tiefe Bässe und eine hohe Empfindlichkeit gewünscht, erfordert dies einen ziemlich großen Lautsprecher. Je größer der Lautsprecher ist, desto höher ist in der Regel auch die Empfindlichkeit.

HINWEIS: In der Vergangenheit war es üblich, anstelle der Empfindlichkeit die "Antriebsleistung" zu verwenden. Das bezieht sich darauf, wie viele Watt erforderlich sind, um einen Schalldruckpegel von 96 dB in einem Abstand von einem Meter zu erzeugen. Je niedriger die Zahl ist, desto lauter spielt der Lautsprecher bei einer bestimmten Eingangsleistung – im Grunde genau dasselbe wie die Empfindlichkeit, nur von der anderen Seite aus gesehen.

Ein "empfindlicher" Lautsprecher bedeutet, dass er mit einer bestimmten Verstärkerleistung relativ laut spielen kann. Das bedeutet nicht, dass er fragiler ist - ganz im Gegenteil!

HÖHERE EMPFINDLICHKEIT IST DER WEG ZU EXPLOSIVEM KLANG

Obwohl die Empfindlichkeit an sich nichts über die Klangqualität aussagt, kannst Du von dieser Angabe insofern profitieren, wenn Du vorhast, sehr laut zu spielen. Wie bereits erwähnt, erfordert eine Erhöhung der Lautstärke um 3 dB eine Verdoppelung der Eingangsleistung. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei zwei Lautsprechern mit einem Unterschied von 3 dB in der Empfindlichkeit einer doppelt so laut (gemessener Wert) spielt, bei gleicher Leistung, wie der andere.

Der Wechsel von einem 100 Watt Verstärker zu einem 200 Watt Verstärker kann eine Menge Geld kosten, und Du kannst dasselbe erreichen, wenn Du einen Lautsprecher mit einer 3 dB höheren Empfindlichkeit wählen. Hier kann sich das Lesen der technischen Daten wirklich auszahlen. Wenn Du also ein Schalldruck-Junkie bist, achte in erster Linie auf die Empfindlichkeit - und nicht auf eine nebulöse Wattzahl!

Auch wenn ein großer Lautsprecher eine hohe Empfindlichkeit hat, kann er dennoch eine Menge Watt benötigen, um gut zu spielen. Das liegt daran, dass für die präzise Steuerung großer Einheiten viel Strom benötigt wird.

LASSE DEIN GEHÖR ENTSCHEIDEN

Wir haben hier viel über Daten und Messungen geschrieben, und hoffentlich hast Du ein Gefühl für die verschiedenen Konzepte bekommen. Aber erinnere Dich einfach daran, dass sich die besten Messinstrumente auf beiden Seiten Deines Kopfes befinden. Egal, wie viel Du über einen Lautsprecher liest, Dein Gehör wird Dir im Handumdrehen wesentlich mehr zur Urteilsfindung mitteilen. Außerdem macht es viel mehr Spaß, Sound zu hören, als schnöde Daten zu interpretieren.

Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Komm einfach zu uns in den HiFi Klubben Store und lasse Dir vorführen, wie Deine Lieblingsmusik auf verschiedenen Lautsprechern klingt. Bring ruhig ein wenig Zeit dafür mit – denn am Ende wirst Du mit jahrelanger Freude an Deiner Investition belohnt!